Mauersegler ohne Grenzen

mog61 baut jetzt Nistkästen für die schnittigen Flugkünstler

Am Abend sind sie besonders gut zu beobachten. Da füllt ihr schrilles "srieh srieh" die Kreuzberger Innenhöfe. In Paaren oder ganzen Schwärmen jagen sie wild um die Hausecken, steigen plötzlich mit schnellem Flügelschlag Hunderte von Metern empor, um dann wieder minutenlang ruhig dahinzugleiten. Mauersegler sind wahre Flugkünstler: Im Sturzflug können sie eine Geschwindigkeit von bis zu 200 Kilometer pro Stunde erreichen und höchstens der Falke bewegt sich annähernd so elegant durch die Luft. Jetzt sind die Mauersegler wieder da: Anfang Mai sind sie aus ihren Winterquartieren im südlichen Afrika in Berlin eingetroffen.

Die schnittigen Vögel gehören zur Großstadt genauso wie tschilpende Spatzen, das Tatütata von Polizei und Feuerwehr und das Schrillen der Hochbahn, wenn sie morgens um die Kurve am Gleisdreieck schrammt. Leider haben die Mauersegler es heutzutage schwer: Sie nisten vor allem an mehrgeschossigen Altbauten unter Dächern und in alten Mauerlöchern - aber wo Häuser flächendeckend modernisiert und saniert werden, gibt es solche Löcher meistens nicht mehr. Die Bestände gehen kontinuierlich zurück und der Mauersegler musste 2021 auf die Vorwarnstufe der roten Liste der bedrohten Arten versetzt werden.

Deshalb baut mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V. jetzt Nistkästen für Mauersegler. Die ersten beiden sind schon fertig und wurden gerade noch rechtzeitig vor Ankunft der rasanten Flieger an einem Hausdach Ecke Mittenwalder / Gneisenaustraße angebracht. Wir danken Imke und Laurent Ettori (auf dem Foto rechts bzw. links; in der Mitte mog61-Vorsitzende Marie Hoepfner) für Anregung und bereitwillige Unterstützung. So ein Nistkasten sollte ungefähr 30 cm lang, 15 cm breit und 12 cm hoch sein und ist mit ein bisschen handwerklichem Geschick nicht allzu schwer anzufertigen. Wichtig ist auch, dass unter ihm reichlich Platz ist für einen kurzen Steigflug vor der Landung und dass er in Richtung Nord oder Nord-Ost schaut, damit es im Sommer drinnen nicht allzu heiß wird.

Mauersegler verbringen übrigens fast ihr gesamtes Leben in der Luft. Nachts schlafen sie während des Fliegens, sie können sogar beim Fliegen miteinander Sex haben. Sie ernähren sich ausschließlich von fliegenden Insekten und verlassen Berlin bereits in der zweiten Augustwoche wieder. Mauersegler benutzen oft jedes Jahr den gleichen Nistplatz und leben häufig über viele Jahre hinweg monogam. Und sie sehen mit ihren schmalen, sichelförmigen Flügeln und dem gegabelten Schwanz bei ihren gewagten Kunstflugvorführungen in der Luft einfach megacool aus!

mog61 kümmert sich schon seit einer Weile um Blumenbeete am U-Bahnhof Gneisenaustraße und andere ökologische Belange. Weil wir sie gut leiden können, wollen wir jetzt auch mehr für die Mauersegler tun. Vielleicht hat jemand Ideen dazu oder will mithelfen? Wir bauen  Nistkästen, man müsste möglichst viele Hausbesitzer für das Projekt erwärmen und - vielleicht in Zusammenarbeit mit dem Bezirk oder dem Senat - einen geeigneten Fördertopf auftun ... Mal sehen. Ist in Arbeit!