Was blüht denn da?

Auf den Beeten von mog61 e.V. an der Gneisenaustraße hat sich einiges getan

Als mog61 das letzten Mal zu einem Spaziergang auf den vom Verein gehegten Plantagen einlud, war es Ende April und es bedurfte schon profunder Kenntnisse, um die sich schüchtern entfaltende Rosette einer Königskerze von einem prosaischen Salatkopf zu unterscheiden. Damals war alles noch ziemlich klein und bestenfalls ein wenig grün. Inzwischen ist der Juni vorbei, wir sind um einige Erfahrungen und viele Arbeitsstunden reicher - aber es blüht!

Links zum Beispiel eine Kartäuser-Nelke (welche manche zu Unrecht für eine Gras- oder Steinnelke halten). Sie war eine der ersten auf dem Beet an der Ecke Mittenwalder / Gneisenaustraße. Ist sie nicht schön? Aus den zaghaften Halmen sind stabile Polster geworden und mit etwas Glück werden sie auch den trockenen Sommer und den nächsten Winter überleben.

Der Wiesensalbei (rechts) ist ebenfalls auf Dauer angelegt. Leider entschloss sich in diesem Jahr nur eine einzige Pflanze zum Blühen, wurde aber gleich ein paar Tage später vom heftigen Westwind geknickt. Überhaupt sind einige Stellen sehr windexponiert, so dass es Blumen ohne kräftige Stiele schwer haben.

Der Gewöhnliche Natternkopf (links) hat damit keine Probleme. Er ist ein großer Liebling der diversen Hummelarten (kommen wir später noch dazu), muss als zweijährige Pflanze aber immer wieder neu ausgesät werden. Die nächste Generation des prächtigen, etwas stacheligen Gesellen ist auf dem heimischen Balkon bereits in Arbeit und wird im Herbst ins Freiland umgesetzt.

Übrigens herrscht bei mog61 im Moment insgesamt eine gewisse Neigung zur Blütenfarbe "Blau". Blaue Blumen erinnern den Bücherfreund an die Zeit der Romantik, wo sie als Symbol der Liebe galten, der Sehnsucht und des Strebens nach dem Unendlichen. Und sind sie nicht etwas ganz Besonderes? Der filigrane Gewöhnliche Feld-Rittersporn (rechts) etwa, sonst in Berlin vom Aussterben bedroht. Er ist nur einjährig und wir haben in diesem Jahr versucht, wenigstens ein wenig zu seiner Vermehrung beizutragen.

Wo von blauen Blumen die Rede ist, darf die Kornblume (links) natürlich nicht fehlen. Auch sie gilt in Berlin mittlerweile als gefährdet. Eigentlich ist die Schönheit am Rande von goldgelben Getreidefeldern zu Hause und vermittelt dort das typische Sommer-Gefühl - aber wo gibt es in der Hauptstadt schon Getreidefelder? Wer Samen von Kornblumen sammeln will, denkt zuerst vielleicht, dass es gar keine gibt. Sie sind in der verblühten Blüte nur schwer zu finden - auch das haben wir bei unseren botanischen Studien gelernt.

Wo eine Kornblume wächst, ist der nächste Klatschmohn (rechts) meistens nicht weit. Er blüht nur einen Tag, ist genauso wie Kornblume und Rittersporn sehr windanfällig - aber wir lieben ihn! Was für ein Rot! Die Aussaat gestaltete sich ziemlich schwierig, das Verpflanzen von kleinen Sämlingen auch. Aber irgendwie haben es doch ein paar wunderschöne Exemplare in unser Beet geschafft.

Freundliche Ringelblumen (links) sind jederzeit willkommen. Sie locken ganze Heerscharen von schwarzen Blattläusen an, verbreiten sonst aber eine ausgesprochen gute Stimmung. Ringelblumen lockern im Moment das Lupinenbeet (mehr dazu im nächsten Beitrag) auf, bilden dort einen gelben Gegenpol zu den großen Sonnenblumen, die noch am Wachsen sind, und machen sich - wie man hört - mittlerweile auch am Fuß der einen oder anderen Platane breit.

Jetzt sind wir bei der Farbe Gelb und damit bei den Königinnen. Voller Stolz präsentiert mog61 die Kleinblütigen Königskerzen (rechts) am Rande der Gneisenaustraße. Sie haben den Winter überstanden, den trockenen März, den April, die Hundepisse, die Bierflaschen, die coffee-to-go-Becher und leeren Pizzaverpackungen, die ständig im Blumenbeet landen, und demonstrieren allein durch ihre Existenz, dass es auch an einem sozialen Brennpunkt in der Großstadt mehr gibt als nur Autoverkehr, Sperrmüll, Asphalt und Bremsenabrieb.

Nicht weit davon entfernt wachsen unsere Nachtkerzen (links). Sie öffnen bei Dunkelheit ihre herrlichen gelben Blüten, lassen sich überraschenderweise gut mit Blitzlicht fotografieren, machen uns sonst aber Sorgen. In dem kleinen mog61-Beet scheinen sich verschiedene Unterarten angesiedelt zu haben - welche mit kleineren und welche mit größeren Blüten. Da müsste man jetzt "rot getupfte" und "nicht rot getupfte Blütenstandsachsen" sowie "weiße und rote Mittelnerven der Blätter" voneinander unterscheiden, um das genauer zu eruieren. Wir haben erst einmal kapituliert und denken: Auf dieser großen, weiten Welt kann und muss man schließlich nicht alles wissen!