Das Interview

mog 61: Ihr schlagt eine Brücke zwischen lateinamerikanischer und irischer Musik. Warum Irland?

Dietmar: Für mich war Irland immer ein Sehnsuchtsort. Da ich mir in der DDR doch ziemlich eingesperrt vorkam, habe ich immer nach Sehnsüchten gesucht und durch die Musik und über Literatur bin ich dann auf Irland gekommen und das hat mich bis heute nicht mehr losgelassen. Es ist eine Art Insel, die ich mir gesucht habe. Und sie hat mich bis heute nicht enttäuscht.

Was verbindest du mit Irland? Mir fällt dazu viel Grün ein und eine sehr lebenslustige Musik mit prägnantem Rhythmus, aber auch dunklen Tönen.

Dietmar: Ich würde sagen, es ist eine Mischung aus Sentimentalität und aus Spaß bis zum Umfallen. Dieses ganze Spektrum, ja. Selbst die sentimentalen Lieder, die Tänze oder Melodien, enden nie destruktiv, sondern geben immer noch Hoffnung. Jedenfalls habe ich das Gefühl Mal von den reinen Saufliedern abgesehen, die natürlich sowieso lustig sind und ein anderes Ziel haben.

Cirilo, du bist gebürtiger Chilene. Was interessiert dich an Irland?

Cirilo: Mich hat interessiert, als Musiker einen anderen Weg zu gehen, weil es wichtig ist, sich zu öffnen und neue Praktiken, neue Kulturen kennen zu lernen. Mit der irischen Musik hatte ich gar keinen Kontakt. Hauptsächlich durch Dietmar hab ich einen Einblick bekommen in dieses andere Universum, ja, und da haben wir festgestellt, es lassen sich Dinge machen, die sonst nicht zu machen sind. Das ist das Interessante für uns, dass wir neue Dinge probieren.

Ihr spielt ja nicht nur verschiedene Instrumente, ihr singt ja auch gemeinsam. Was habt ihr eigentlich für Stimmlagen?

Cirilo: Ich bin zwischen Bariton und Halbtenor.

Dietmar: Bariton.

Karin: Was gebraucht wird. Sopran und Alt.

Wenn man euer Repertoire anhört, geht es immer wieder um Inklusion, Migration und Flucht.

Karin: Ja, das sind wichtige Themen für uns. Wir arbeiten crossover, transkulturell. Und die Wurzeln, die es in allen Musikkulturen gibt, die verbinden wir ganz einfach. Es gibt so viele Überschneidungen und so viele Ähnlichkeiten, das ist frappierend. Auch zwischen lateinamerikanisch und irisch, es gibt so viele Hintergrundgeschichten, diese gemeinsamen Geschichten, die graben wir aus, verbinden sie, vermischen das Ganze und arrangieren es völlig neu.

Was bedeutet das für die Musik?

Dietmar: Das Verbindende sind zum Teil die Texte, man findet in Liebesliedern oftmals ähnliche Inhalte. Ja, die Inhalte decken sich erstaunlich oft, wir sind immer wieder erstaunt. Bei der Musik sind es drei unterschiedliche Rhythmen, die aufeinanderstoßen. Das ist einmal das Lateinamerikanische, das Irische und auch das Deutsche, also sechs Achtel und zwei Viertel.

Zwei Viertel ist deutsch, sechs Achtel irisch? Und lateinamerikanisch?

Dietmar: In Lateinamerika ist auch sechs Achtel die typische Taktart. Und das aufeinander abzustimmen, finde ich sehr interessant. Es gelingt uns auch zum Teil. Die Songs, wo es uns noch nicht ganz gelang, haben wir noch nicht aufgeführt. Aber das ist die Herausforderung!

Das Interview führte Klaus Stark für mog61 am 11.12.2018 im Café Carla Conrad Paula.

Tricolora

am 08.12.2018

im House of Life

Das dreiköpfige Musikerkollektiv fand sich 2016 zusammen und ist in lateinamerikanischen Canciones, irischen Songs und Tänzen genauso zuhause wie in deutschen Liedern. Cirilo stammt aus Chile, lebt seit seiner Kindheit mit den Folgen einer Kinderlähmung und ist dennoch mit ganzer Seele ein Vollblutmusiker.

Besetzung: Dietmar-Alphorn Schultz (Gesang, Mandoline, Harmonika, Percussion, Bandoneon), Karin Henoch (Gesang, Percussion), Cirilo Adriazola Salas (Gesang, Gitarre).

Die Geschichte von drei besonderen Menschen

Echo Tricolora

Für uns war das Konzert wie eine Erlösung, nachdem wir zuvor dreieinhalb Wochen lang mit unserer CD beschäftigt waren. Wir haben alle Titel neu eingespielt. Wir saßen bei Cirilo zusammen und danach hat Dietmar bei sich zuhause die Spuren gebaut. Das war zum Teil ein Zehn-Stunden-Tag, danach waren wir aber auch fertig.

Echo House of Life

Es war ein schönes Konzert. Wie ich von den Bewohner*innen des House of Life gehört habe, waren viele davon sehr beeindruckt und haben noch tagelang später davon geschwärmt.

Antje Lange, Vorstand House of Life e.V.