Fest der Inklusion

Aki Takase, Alexander von Schlippenbach und das Clarinet Trio im Live-Stream aus der Heilig Kreuz Kirche

Es ist ein ganz besonderer Tag. Der 5. Mai erinnert nicht nur an die Gründung des Europarates im Jahr 1949, er ist auch der europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Jedes Jahr erinnern Initiativen und Organisationen mit vielfältigen Aktionen daran. Der gemeinnützige Verein mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V. veranstaltet dazu - neben anderen Aktivitäten - schon traditionell ein Fest und einen Tag der Inklusion mit einem hochkarätigen Jazzkonzert.

Im vergangenen Jahr musste das Konzert mit prominenten Vertreter*innen der Free-Jazz-Szene wegen der Covid-19-Pandemie leider ausfallen. Ein erster Teil davon wurde am 27. November 2020 als Live-Stream aus dem Nachbarschaftshaus in der Urbanstraße nachgeholt - mit dem Christof Thewes Surrealbook Ensemble Deluxe, mit Anna Kaluza & Jan Roder und JR3. Video-Mitschnitte davon gibt es auf unserem Youtube-Kanal.

Nach der Winterpause lädt mog61 nun zum zweiten Teil ein. Zum Fest der Inklusion am Samstag, 27. März, 19:00 bis 22:00 Uhr mit Aki Takase, Alexander von Schlippenbach und dem Clarinet Trio (Jürgen Kupke, Michael Thieke, Gebhard Ullmann), wiederum als Live-Stream, diesmal aus der wunderschönen Heilig Kreuz Kirche am Blücherplatz. Wegen der Pandemie wird auch dieses Konzert leider nur via Facebook und YouTube übertragen, ein Besuch vor Ort ist zu unserem großen Bedauern nicht möglich.

 

Free Jazz zum Fest der Inklusion

27. März 2021, 19 bis 22 Uhr, Heilig Kreuz Kirche

Live-Stream auf Facebook und YouTube

 

Update: Hier sind die Links zu unserem Youtube-Kanal: Teil 1, Teil 2 und Teil 3

Der Pianist, Dirigent und Komponist Alexander von Schlippenbach ist längst zur lebenden Legende geworden und gilt seit Jahrzehnten als einer der kreativsten Köpfe der europäischen Jazz-Avantgarde. Seine Frau Aki Takase ist mindestens genauso berühmt. In einem Interview hat er einmal gesagt: "Nun, sie spielt ja viel besser als ich und das ist auch gut so" - was natürlich auch als Zeichen seiner eigenen Bescheidenheit zu verstehen ist.

Wie auch immer: Wir freuen uns außerordentlich, an diesem Tag Alexander von Schlippenbach und Aki Takase zum ersten Mal gemeinsam bei uns begrüßen zu dürfen. Beide haben sie schon bei Konzerten am Tag der Inklusion gespielt, aber am 27. März werden sie es erstmals zusammen tun. Es ist uns wirklich eine große Ehre, sie beide bei uns zu haben!

Zuvor freuen wir uns auf das Clarinet Trio - seit mehr als 20 Jahren in Jazz-Kreisen das Klarinettenensemble schlechthin. Drei Klarinetten pur. Keine Streicher, kein Klavier, kein Schlagzeug. Keine Zugeständnisse an den Zeitgeist, an Elektronik und anderen Entertainment-Schnickschnack, wie ein Kritiker einmal anerkennend schrieb: "Das Trio spielt Musik für geschlossene Augen." Willkommen in der Heilig Kreuz Kirche!

Dazwischen stellen wir fünf kleine Videos von behinderten Menschen vor, die in ihrer Einmaligkeit als Person wahrgenommen werden wollen. So freuen wir uns auf Andrea, Silja, Rainer, Andréa-Jeanne und Marcell. Das sind ganz besondere, aufregende und tolle Menschen, die zeigen: Auch mein Leben mit Einschränkungen ist lebenswert!

Das Programm:

19:00 The Clarinet Trio

Jürgen Kupke - Klarinette
Michael Thieke - Alt-Klarinette, Klarinette
Gebhard Ullmann - Bass-Klarinette

20:00 Was ich mir wünschen würde: Menschen mit
Einschränkungen kommen zu Wort. Vier Porträts mit
Andrea, Rainer, Silja und Marcell.

20:30 Aki Takase und Alexander von Schlippenbach

Aki Takase - Klavier
Alexander von Schlippenbach - Klavier

21:30 Ende und Schlusswort

 


Die Musiker:

Jürgen Kupke

Jürgen Kupke studierte von 1977 bis 1981 Klarinette an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin, bis 1987 war er Soloklarinettist am Theater der Stadt Brandenburg und 1987–1991 Saxophonist und Klarinettist an der kleinen Bühne Das Ei am Berliner Friedrichstadtpalast. Seit 1992 ist er als freischaffender Studio- und Theatermusiker tätig, u. a. für das Deutsche Theater Berlin, Berliner Ensemble und das Maxim-Gorki-Theater. 1989 war er Mitglied im Günter-Heinz-Quartett, seit 1995 spielt er im Duo mit dem Pianisten Hannes Zerbe. Außerdem gehörte er der Band Frigg um Bert Wrede an, mit der er mehrere Alben einspielte. 1998 entstand das Album "The Clarinet Trio" mit Kupke (Klarinette), Gebhard Ullmann und Theo Nabicht (Bassklarinette). Seit Mitte der 2000er Jahre gehört er dem Hermann-Keller-Quartett an; seit 2011 ist er Mitglied von Hannes Zerbes Jazzorchester Berlin. Er wirkte auch bei Ullmanns verschiedenen Ta Lam-Bandprojekten mit, wie beim Tributalbum an Charles Mingus (2011). Jürgen Kupke unterrichtet an der Musikschule Berlin-Kreuzberg.

 

 

Michael Thieke

Michael Thieke wurde 1971 in Düsseldorf geboren und ist ein Jazz-Klarinettist und Altsaxophonist. Er ging 1993 nach Berlin, wo er an der Hochschule der Künste bei Denney Goodhew, Kirk Nurock und Jerry Granelli studierte. 1999 gründete er mit Eric Schaefer und Michael Anderson die Band Nickendes Perlgras. Es folgten weitere Bandgründungen: Dok Wallach (mit Daniel Erdmann, Johannes Fink und Heinrich Köbberling), TGW (mit Michael Griener und Christian Weber), Hotelgäste (mit dem Bassisten Derek Shirley und dem Gitarristen Dave Bennett), Rupp/Thieke/Jennessen (mit Olaf Rupp und Uli Jenneßen), Eric Schaefer Demontage (mit Michael Anderson, Daniel Erdmann, Schaefer und Johannes Fink). Er leitete das Michael Thieke Unununium (mit Luca Venitucci, Derek Shirley und Schaefer) und gehörte dem Klarinettenduo The International Nothing mit Kai Fagaschinski an. Außerdem ist er Mitglied von Gebhard Ullmanns The Clarinet Trio. Seit 1999 lebt Thieke auch in Rom, wo er mit Musikern wie Luca Venitucci, Fabrizio Spera, Roberto Bellatalla, Antonio Borghini und Alberto Braida arbeitet.

 

 

Gebhard Ullmann

Gebhard Ullmann wurde 1957 in Bad Godesberg geboren, studierte in Hamburg und lebt seit 1983 in Berlin. Er ist Komponist, Saxophonist, Bassklarinettist und Flötist. Er gilt als eine der führenden Musikerpersönlichkeiten sowohl der Berliner als auch der internationalen Jazz-Szene und hat insgesamt rund 50 CDs veröffentlicht. Für seine Arbeit erhielt er viele Preise, darunter den Preis der Deutschen Phonoakademie (83), den Jazzpreis des SWF (87) und mehrere Preise und Stipendien der Stadt Berlin. 1993 wurde Ullmann vom renommierten Jazzlabel "Soul Note" unter Vertrag genommen und lebt seitdem zeitweise in New York. Ullmann arbeitete mit zahlreichen Künstlern zusammen wie Paul Bley, Satoko Fujii, Michael Rabinovitz, Ernst-Ludwig Petrowsky, Han Bennink, William Parker, Herb Robertson, Bob Moses, Keith Tippett, Bobby Previte, Glen Moore, Lauren Newton, Andrew Cyrille, Alexander von Schlippenbach, Willem Breuker, Rita Marcotulli, Dieter Glawischnig, Tom Rainey, Sergeij Starostin, Frank Möbus oder Ivo Papasov.

 

 

Aki Takase

Aki Takase wurde in Osaka geboren und studierte Musik in Tokio / Japan. Ab 1978 gab sie Konzerte und machte Aufnahmen in den USA und in Japan mit Lester Bowie, Cecil McBee, Bob Moses, Joe Henderson, Joe Chambers, David Liebmann, John Zorn und anderen. 1981 gab sie ihr erstes europäisches Konzert beim Jazzfest Berlin. Ab 1988 bei Alexander von Schlippenbach mit dem Berlin Contemporary Jazz Orchestra, auch im Duo mit Maria Joao. Von den 90 Jahren an bis heute "Duo" mit von Schlippenbach, David Murray, Rudi Mahall, Louis Sclavis. Seit 2000 bis heute „LOK.03“ mit Alexander von Schlippenbach und DJIIIVibe. „Fats Waller“-Projekt mit Eugene Chadbourne, Nils Wogram, Rudi Mahall und Paul Lovens. “Klang und Texte" mit der Schriftstellerin Yoko Tawada, „Die Stadt im Klavier“ mit der Tänzerin Yui Kawaguchi. Ab 2018 im "Quintett Japanic“ mit Daniel Erdmann, DJlllVibe, Johannes Fink, Dag Magnus Narvesen, sowie im „Duo“ mit Daniel Erdmann, im Trio „AUGE“ (mit Christian Weber, Michael Griener) und auch im Duo „Carmen Rhapsody“ mit Mayumi Nakamura.

 

 

Alexander von Schlippenbach

Nach dem Abitur Kompositionsstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln bei Rudolf Petzold und Bernd Alois Zimmermann. Während des Studiums Pianist in den Jazzensembles von Gunter Hampel und Manfred Schoof. 1966 Gründung des Globe Unity Orchesters. Seit 1970 Trio mit Evan Parker und Paul Lovens. Duo und Theaterarbeit mit Sven Ake Johansson. Rundfunkproduktionen für WDR, RAI und Rias Berlin. Zahlreiche Langspielplatten- und CD-Veröffentlichungen. 1988 Gründung des Berlin Contemporary Jazz Orchestra der künstlerischen Zielsetzung, neue Werke zeitgenössischer Jazzkomponisten aufzuführen und auf Tonträger zu produzieren. Duo-Arbeit mit Sven Ake Johansson, Aki Takase, Tony Oxley und Sam Rivers. In Zusammenarbeit mit Rudi Mahall und Axel Dörner Aufführung und Aufnahme des Gesamtwerks von Thelonius Monk beim NDR 1999. 2016 Fünfzig Jahre Globe Unity. Jubiläumskonzert beim Jazzfest Berlin. Zahlreiche Preise, zuletzt im Dezember 2017 das Bundesverdienstkreuz am Band.

 

 

Fotonachweis: Schirin Moalyeri, Michael Thieke, Schorle / CC BY-SA 4.0 (2), Georg Tuskany