Muddi und Öxl bei Ver.mi.sch.t!

Musik als Ausweg: Muddi & Öxl

 Konzertnachmittag am 1. Dezember, ab 15 Uhr, im Pflegezentrum „House of Life“, Berlin

Die vierte Veranstaltung in der Reihe Ver.mi.sch.t!

Muddi: Faszinierender Spaziergang durch eine bipolare Welt

 Mal laut bis sehr laut, mal nachdenklich und leise – aber immer witzig, fast schmerzhaft ehrlich und intensiv. Ihre Musik ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Texte hat Muddi (aka Claudia Russo) schon in frühester Jugend geschrieben, irgendwann ging es dann los mit dem Singen. Erst Garagenpunk und Rock, schließlich immer mehr Rap und Hip-Hop. „Ich versuche so, mein Leben zu ver­arbeiten“, sagt sie. „Es ist eine Art Selbsttherapie. Je belasteter oder berührter ich bin, umso mehr Texte entstehen.“

Denn Claudia Russo sitzt im Rollstuhl. „Ich bin Trägerin einer Ausnahmegenehmigung für Cannabis-Blüten nach Paragraph 3, Absatz 2“, erklärt sie freimütig. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie in der Apotheke Cannabis zur medizinischen Behandlung kaufen darf. Die 46-Jährige ist seit rund einem Jahrzehnt schwer krank. Hanfprodukte sind mittlerweile fast die einzigen Medikamente, die ihr Körper verträgt. Obwohl der medi­zini­sche Konsum von Cannabis erlaubt ist, führt das zu endlosen Auseinander­set­zungen mit den Behörden. Aber Claudia Russo gibt nicht auf. So betreibt sie zum Beispiel seit Jahren die „Can­nabinoide Beratung Berlin“.

Ihren in der Szene gut bekannten Künst­lernamen „Muddi“ oder „Str8muddi“ hat sie be­kommen, als sie versuchte, Kids mit Rap-Alben, Graffiti- oder anderen Work­shops von der Straße zu holen und soweit zu bringen, dass sie das gefährliche Heroin bei ihr in der Toilette entsorgen. Muddi hat bereits mit Größen wie Mellowvibes Media, Xavier Naidoo, Frauenarzt, Basstard oder Mila zu­sammengearbeitet. Vor einigen Monaten zog sie von Berlin nach Wismar an die Ostsee – und traf dort Öxl.

 

 

Öxl: Frei und glücklich auf der Straße unterwegs

Man begegnet ihm vielleicht in der Fußgängerzone von Amsterdam, in London, Kopenhagen, Prag oder Göteborg, wo er mit seiner gefühlvollen, knarzigen Stimme vom Sonnenuntergang im fernen Jamaika singt oder davon, dass Luxus und Geld allein niemals zufrieden machen. Bescheiden sitzt er mit der Gitarre am Straßenrand und seine intimen, unter die Haut gehenden Texte zaubern ein Lächeln auf die Ge­sichter der Vor­übergehenden. Öxl (aka Victor Marnitz) kommt aus Wismar und tourt seit 18 Monaten als Straßen­musi­ker durch die Städte Europas.

Angefangen hat er mit der Musik auf dem Klavier, schon als Jugendlicher spielte er eine Zeitlang in einer Band. Doch als er nach dem Abitur die Diagnose Lymphdrüsen­krebs bekam, hat sich in seinem Leben alles ver­ändert. Inzwi­schen ist Öxl vollständig geheilt, aber er sieht die Welt mit anderen Augen: „Ich hab eines gelernt, und ich halte mich da­ran / Lebe nur einmal, habe jetzt alles in der Hand“. Das sind zwei Zeilen aus seinem neuen Song „Frei, Glücklich & Ich“.

Damals packte Öxl die Gitarre und zog los. Er hatte den Verstärker dabei, Songs von John Mayer, die er gerne covert, aber auch immer mehr eigene, von ihm selbst ge­schrieben und komponiert. Er könnte sich bei tausend Studios und Producern bewer­ben, um irgendwann groß herauszukommen. Aber die Straßenmusik ist ihm lieber. „Es ist etwas Na­hes, Ehrliches, das ist so spontan“, sagt er. Und so sitzt Öxl mit seinen blauen Jeans in der Fuß­gänger­zone und freut sich über jedes kleine Kind, das schüchtern einen Euro in seinen Gitarrenkoffer wirft: „Das bedeutet mir viel.“ Währenddessen wächst in den sozialen Netzwerken die Zahl seiner Fans. „Hab Gänsehaut, echt tolles Lied“, schreiben sie: „Du hast eine so schöne Stimme, ich höre dir so gerne zu.“

Der Konzertnachmittag findet am Samstag, 1. Dezember 2018, ab 15 Uhr im Pflegezen­trum „House of Life“, Blücherstraße 26B, 10961 Berlin statt.
– Der Eintritt ist kostenlos –
 

 Hintergrundinformationen: 

Das Projekt: Ver.mi.sch.t! 

Ver.mi.sch.t!  steht für Veranstaltungsorte miSchwierigkeiten, das Wörtchen „Triumph“ und für „vermischt“ im Sinne von vielseitig, gemischt, abwechslungsreich und vielfältig. Der Verein mog61 möchte mit dem Projekt dazu beitragen, dass diese Veranstaltungsorte einem größeren Publikum bekannt werden und sich und die Musiker*innen im Kiez stärker vernetzen und kooperieren. Das Projekt richtet sich an ein breites Publikum und Künstler aller Couleur, wobei der Fokus vor allem auf weiblichen und queeren Künst­ler*innen sowie auf der Einbeziehung von Menschen mit Behinderung liegt. Das Projekt wurde im Rahmen der Förderprogramme Pop im Kiez vom Musicboard Berlin bewilligt.

http://www.musicboard-berlin.de/vermischt/

 

Der Veranstalter: mog61 e.V.

„mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V.“ (kurz mog61 e.V.) ist ein gemeinnütziger soziokultureller Verein, der sich für eine stabile Nachbarschaft, verbesserte Lebensverhältnisse und für die Förderung der Toleranz und den Austausch zwischen Menschen mit unterschiedlichem nationalen, kulturellen und sozialen Hintergrund mit oder ohne Behinderung einsetzt. Der Verein setzt sich ein für Vielfalt, Toleranz, Chancengleichheit und Partizipation für alle im Sinne von Integration und Inklusion. Wir verstehen uns als religions-, partei-, kultur- und generationsübergreifend, was sich auch in der Namensgebung widerspiegelt: mog61 Miteinander ohne Grenzen.

https://www.mog61.de

 

Der Kooperationspartner: undercovermedia

Der im Kiez ansässig CD-Broker „undercovermedia“ berät und begleitet freundlicherweise die Kunstler*innen bei der Vervielfältigung von insgesamt 100 CDs, die am Tag des Konzerts zum ersten Mal dem Publikum vorliegen werden.

https://www.undercovermedia.de

 

Die Location: House of Life

Das House of Life wurde im Januar 2006 von der FSE Gruppe als Pflegeheim für jün­gere Menschen er­öff­net. Als erste und einzige Langzeit-Pflegeeinrichtung in Berlin bietet es ein viel­seitiges und altersadäquates Angebot für Menschen im Alter von 25 bis 55 Jahren mit schweren Erkrankungen und Behinderungen. Das House of Life ist ein offe­nes Haus. Ausstellungen und Konzerte stellen eine Schnittstelle zwischen der „Innen­welt“ der Einrichtung und der Welt „draußen“ dar und machen das Haus zu einem ganz besonderen Ort der Begegnung.

https://house-of-life.net/

 

Der Förderer: Das Musicboard Berlin

Das Musicboard ist eine bundesweit einzigartige Einrichtung und will Popmusik auf neue, einfallsreiche Art fördern sowie den Diskurs zur Popkultur in Berlin lebendig halten. Es setzt auf die Mitarbeit und innovative Kraft der Musik- und Kreativbranche. Das Musicboard bringt so eine neue und mutige Form der Popmusikförderung auf den Weg.
https://www.musicboard-berlin.de/ueber-uns/das-musicboard/