Wanderfreizeit für blinde Menschen in Thüringen
Das Projekt "Inklusiv unterwegs" von mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V. will Menschen mit Einschränkungen dabei unterstützen, sich im öffentlichen Raum zu bewegen und Reisen zu machen - besonders auch mit Blick auf Urlaub und Freizeit. So begleitete mog-Vorsitzende Marie im Oktober 2020 eine junge Berlinerin bei einer mehrtägigen Wanderfreizeit in Thüringen. Nesreen ist von Geburt an blind, ihre Familie kommt aus dem Libanon und sie ist Muslimin. Ohne die Begleitung einer Vertrauensperson und ohne finanzielle Hilfe wäre ihr Urlaub nicht möglich gewesen. Die Freizeit wurde vom Evangelischen Blindendienst Berlin organisiert, mit dem mog61 seit langem zusammenarbeitet.
Hier ist der Reisebericht von Marie:
Wandern im Schwarzatal bei Bad Blankenburg in Thüringen! Das Wander- und Erholungsgebiet um Bad Blankenburg grenzt an den Thüringer Wald, an das Thüringer Schiefergebirge und steht sinnbildlich für das Tor zum Schwarzatal. Von Berlin aus ging es zunächst mit dem ICE in Richtung München bis Erfurt Hbf und von dort aus mit der Linie EB 23 Richtung Saalfeld nach Bad Blankenburg. Dort waren im Haus der Evangelischen Allianz Übernachtungen mit Halbpension für die sechzehnköpfe Gruppe, darunter acht Begleiter*innen, gebucht worden.
Das Haus ist ein Tagungszentrum und Gästehaus in der Drei-Sterne-Kategorie für Einzelgäste und Gruppen mit einer komfortablen und barrierefreien Ausstattung. Dank seiner schönen Südhanglage genieß man den herrlichen Ausblick über die Dächer Bad Blankenburgs und den Thüringer Wald. Wegen Corona gab es sehr wenig Buchungen, so dass die Gruppe teilweise die Einrichtung sogar für sich allein genoß.
Nach dem Frühstück wurde tagsüber je nach Kondition in kleinen Gruppen oder zu zweit gewandert. Daneben gab es auch weniger anstrengende Stadtbesichtigungen in Bad Blankenburg, wo man gemütlich und nachlässig schlendern konnte und alternativ mit der Bahn nach Saalfeld und zurück mit dem Bus. Für Mittags- oder Kaffeeimbiss mussten alle für sich aufkommen.
Besuch im Fröbelhaus in Bad Blankenburg: Das Friedrich-Fröbel-Museum ist in dem Haus untergebracht, wo der Pädagoge und Klassiker Friedrich-Fröbel in Bad Blankenburg den ersten deutschen Kindergarten in Jahr 1840 gründete. Durch eine Führung für blinde Menschen konnten wir erfahren und ertasten, wie Friedrich Fröbel mit seiner Idee die frühkindliche Pädagogik des 19. Jahrhunderts revolutionierte. Spielen, selbst erfahren, lernen: Das Konzept Kindergarten wurde geboren. Auch der Begriff fand seinen Weg in andere Sprachen.
Hoch über der Stadt Bad Blankenburg liegt auf dem mit alten Buchen bewaldeten Hausberg das Wahrzeichen der Stadt, die Burg Greifenstein. Sie ist eine der größten deutschen Feudalburgen und war die Stammburg der Grafen und Fürsten von Schwarzburg, Blankenburger Linie. Eine Attraktion auf Burg Greifenstein ist die Falknerei, während der Saison wird ein regelmäßiges Flugprogramm mit Greifvögeln vorgeführt. Die Falknerei ist eine von drei großen Falknerein in Thüringen.
Nach dem Abendessen haben wird stets gemeinsam mit der Gruppe den Abend gestaltet mit CDs und Hörfilmen oder gemeinsamem Singen. Natürlich alles unter strengster Beachtung der Corona-Regeln. Es gab in der Zeit keinen Lockdown und der Lockdown Light war noch nicht in Sicht.
